Welche Grundbedürfnisse gibt es und was kann ich tun, um diese zu erfüllen?

Was ist Resilienz und durch welche Faktoren kann ich diese Widerstandskraft stärken?

Was lässt Menschen gesund und glücklich sein und wie kann ich das in meinem Leben umsetzen?

Welche Wurzeln braucht ein Mensch und was stärkt seine BASIS?

Das 7+7 gesunder Lebensführung® basiert auf den modernsten Erkenntnissen aus Neurobiologie und ist Ihr Schlüssel für Erfolg, Gesundheit und Lebensfreude. BASIS sind die 7 essentiellen Grundbedürfnissen des Menschen und 7 Resilienzfaktoren. Es beinhaltet zudem 7 Resilienzbooster zur Stärkung der inneren Widerstandskraft, die Ihre geistige und körperliche Flexibilität verbessern.

Alle Übungen gibt es zum Ausprobieren und Mitmachen online, mit kleinen Videos, Anleitungen und Anregungen zur alltäglichen Umsetzung.

Die Videos zu den 7 Resilienzboostern finden Sie in meinen vorausgehenden Blogs. Wenn Sie Führungskraft sind, dann ist das 7+7 für Sie von besonderer Wichtigkeit! Denn gesunde, effiziente und effektive Führung benötigt ein hohes Maß an Selbstführungskompetenz und die Fähigkeit Menschen zu bewegen, zu begeistern und vor allem auch emotional zu erreichen. Dafür gibt es für Führungskräfte das 7+7 gesunder Führung®. Einen ersten Eindruck erhalten Sie in meinem Artikel: „Führt schlechte Führung zu Burnout?“

Die 7 psychischen Grundbedürfnisse

Die entwicklungspsychologische und neurobiologische Forschung der letzten 20 Jahre, konnte belegen, dass es neben einem physischen Bauplan, auch einen psychischen Bauplan des Menschen gibt. Dazu gehört, unter anderem, dass Menschen mit Emotionen ausgestattet sind und 7 psychische Grundbedürfnisse haben. Diese sind sehr gut beforscht, werden allerdings von verschiedenen Autoren unterschiedlich benannt oder zusammengefasst.

Diesen Grundbedürfnissen liegen intrapsychische Motivationssysteme (vgl. unter anderem A. Schore, K. H. Brisch oder K. Grawe) zugrunde, auf welche ich an dieser Stelle nicht ausführlicher eingehen kann. Sehr vereinfacht lässt sich sagen, dass Menschen ein tiefes Bedürfnis nach Erfüllung dieser Grundbedürfnisse haben und bestrebt sind diese bei Nichterfüllung anderweitig auszugleichen und zu kompensieren. Wenn eines oder mehrere Grundbedürfnisse nicht erfüllt werden, bedeutet dies auf neurobiologischer Ebene Stress. Dauerhafte Nichterfüllung eines oder mehrerer Grundbedürfnisse kann zu psychosomatischen Erkrankungen und Stressfolgeerkrankungen wie z.B. Burnout führen. Insofern ist es für die eigene gesunde Lebensführung notwendig, einen Blick auf diese Grundbedürfnisse zu werfen.

Die 7 Psychischen Grundbedürfnisse = BASIS + W + KK

Die BASIS Grundbedürfnisse sind an die psychodynamische und neuropsychologische Entwicklung des Menschen angelehnt.

Bindung
Das Bedürfnis ist das elementarste und wichtigste unserer Grundbedürfnisse. Es ist angeboren, dient dem Überleben des Einzelnen und der gesamten Spezies. Verlust von Bindung oder wenig liebevolle Bindungen, bedeuten Stress für unser Gehirn. Das ist nicht nur bei kleinen Kindern so. Sehr vereinfacht kann man sagen: Gute Bindung bedeutet wenig Stress, schlechte Bindung bedeutet mehr Stress, keine Bindungen bedeuten auch Stress oder müssen anderweitig kompensiert werden (Brisch, 2010).

Wenig Stress in Bindungen bedeutet mehr Ressourcen für andere Aufgaben und damit eine höhere Leistungsfähigkeit. Das ist eine ganz einfache Rechnung. Langfristig bedeutet dieser „Beziehungsstress“ einen enormen Risikofaktor für Burnout.

Autonomie
Dies ist der Gegenpol zur Bindung. Psychische Gesundheit erfordert ein dynamisches Gleichgewicht zwischen diesen Polen. Menschen haben tiefes Bedürfnis danach eigene Entscheidungen zu treffen, Dinge selbstständig und eigenverantwortlich tun zu dürfen. Hier gibt es eine deutliche Überschneidung mit dem Resilienzfaktor Selbstwirksamkeit. Autonomie ist aber weit mehr als das. Sie beinhaltet auch den Ausdruck von Gefühlen und Bedürfnissen und ist somit für die gesunde Entwicklung von Menschen unabdingbar. Autonomie enthält zudem auch die Bedürfnisse nach Exploration (Brisch), sowie Kontrolle und Orientierung (Grawe).

Selbstwert
Dieses Bedürfnis hat ebenfalls einen hohen Einfluss auf unser Wohlbefinden. Menschen brauchen lebenslang wiederkehrende, wohlwollende Beachtung, Bestätigung und Anerkennung. Wird dem nicht authentisch nachgekommen, kann ein Kompensationsversuch das Arbeiten bis zum Umfallen sein. Zudem muss zwischen echtem und falschem Selbstwert unterschieden werden. Ein guter, ein echter Selbstwert bedeutet – unter anderem – auch Kränkungen und persönliche Misserfolge aushalten und verarbeiten zu können und nicht die (Arbeits-) Beziehungen damit zu belasten.

Echter Selbstwert beinhaltet insbesondere die Aspekte: Selbstvertrauen, Selbstsicherheit, Selbstakzeptanz, Selbstannahme, Selbstliebe, Selbstrespekt, Selbstachtung, gesunde Selbstbehauptung und Selbstabgrenzungsfähigkeit, Selbst-Mitgefühl und Selbst-Wohlwollen. Lesen Sie mehr zum Thema Selbstwert in meinem BLOG über SELO & Selbstakzeptanz.

Identität
Menschen wollen sich mit etwas identifizieren. Das fängt bei körperlichen, seelisch-emotionalen oder Charaktereigenschaften an und hört bei dem was wir im Berufsleben tun auf. Vor allem die soziale oder berufliche Identität ist für Menschen wichtig. Sich mit etwas zu identifizieren, bedeutet auch mehr Leistungsfähigkeit.

Sinn & Spiritualität
Dieses Grundbedürfnis wird zum Teil kontrovers betrachtet. Nicht zuletzt, weil hier neurobiologische Forschung noch in den Kinderschuhen steckt. Es ist jedoch erwiesen, dass Menschen, die dem Leben einen Sinn geben können, weit besser mit Krisen und stressvollen Erfahrungen umgehen können. Dies ist auch meine persönliche Erfahrung in der Behandlung von Menschen mit Traumafolgeerkrankungen. Mit Spiritualität ist nicht zwingend eine spezifische Glaubensrichtung, Religion oder gar Kirche gemeint. Es geht um eine sehr persönliche innere Erfahrung, ein Gefühl von Eingebunden Sein in die Welt, die Natur, das Universum und das Leben.

Wohlbefinden
Menschen streben nach körperlichem, emotionalem und auch psychischem Wohlbefinden. Grawe nennt dieses Prinzip „Vermeidung negativer Reize und Lustgewinn“. Wie wichtig dieses Grundbedürfnis ist, wird Menschen oft erst dann bewusst, wenn sie krank sind (körperlich oder auch psychisch) oder Schmerzen haben.

Konsistenz & Kohärenz
KK sind Grund- und Metabedürfnisse. Daher kommt Ihnen eine besondere Position zu.

Konsistenz:
Menschen streben nach Konsistenz. Sowohl in sich selbst, als auch in Bezug auf zwischenmenschliches Verhalten. In Bezug auf die BASIS Grundbedürfnisse und die intrapsychische Konsistenz streben Menschen danach, zum Teil widerstrebende Grundbedürfnisse, zu erfüllen. Laut Grawe (2004) ist das zentrale Prinzip des psychischen Funktionierens das Streben nach Konsistenz und die Vermeidung von Inkonsistenz.

Dies wird vor allem an den Grundbedürfnissen Bindung und Autonomie sehr deutlich. Diese sind wie ein polares Geschwisterpaar. Die Kunst ist es in der Beziehung zu anderen Menschen auch seine Autonomie, seine Individualität und seinen Wunsch nach Exploration auszuleben, ohne dabei die Bindung aufs Spiel zu setzen. Konsistenz bedeutet aber auch, dass wir im Kontaktverhalten Vorhersagbarkeit bevorzugen. Ein Chef, der das eine sagt und das andere tut oder heute dieses will und morgen jenes oder gar seine eigenen Prinzipien und Anforderungen an seine Mitarbeiter selbst ständig verletzt, macht Menschen richtig Stress. Hier sind neben dem Bedürfnis nach Konsistenz auch das Bedürfnis nach Kontrolle und Orientierung und Vorhersagbarkeit verletzt. Aus der Bindungsforschung ist bereits seit langem bekannt, dass ambivalentes Bindungsverhalten sehr viel Stress bei Kindern verursacht. Es ist davon auszugehen, dass dies auch für Erwachsene gilt.

Noch einmal zusammengefasst:

Konsistenz als Metabedürfniss:

• Bestreben nach konsistenter Erfüllung der BASIS Grundbedürfnisse

• Vermeidung von Inkonsistenz in Bezug auf die BASIS Grundbedürfnisse

Konsistenz als Grundbedürfniss:

• Menschen brauchen Vorhersagbarkeit.

• Konsistentes Verhalten senkt Stressanfälligkeiten

• Inkonsistentes Verhalten erzeugt Stress!

Kohärenz:
Aaron Antonovsky der Vater der Salutogenese und damit auch der Resilienzbewegung, nennt zudem Kohärenz als ein zentrales Grundbedürfnis des Menschen. Darin sind die drei Komponenten Verstehbarkeit (comprehensibility), Handhabbarkeit bzw. Bewältigbarkeit (manageability) und Sinnhaftigkeit bzw. Bedeutsamkeit (meaningfulness) enthalten. Kohärenz entsteht demnach, wenn Menschen dem Leben nicht nur einen Sinn (siehe fünftes BASIS Grundbedürfnis) geben können, sondern die Überzeugung haben das Leben und die damit verbundenen Lebensaufgaben bewältigen zu können und das Gefühl haben die Zusammenhänge des Lebens zu verstehen. Andersherum gesagt, wenn ich das Gefühl habe das Leben macht keinen Sinn, ich habe keinen Einfluss auf das was in meinem Leben geschieht und ich verstehe auch nicht warum etwas geschieht, dann ist ein elementares Grundbedürfnis verletzt.

Im nächsten Teil dieses BLOG erfahren Sie, was es mit den 7 Resilienzfaktoren auf sich hat und wie Sie diese gezielt stärken können. Weitere Tipps zur Stabilisierung Ihrer BASIS, wie Sie dafür sorgen können, dass Ihre Grundbedürfnisse besser erfüllt werden und Anregungen um Ihre psychische Widerstandskraft zu stärken, folgen in den nächsten Wochen auf dieser Seite.

Wenn Sie sofort mehr erfahren wollen oder an sich und an Ihrer BASIS arbeiten möchten, dann machen Sie doch gern einen Termin bei mir aus oder besuchen einen meiner Workshops.

Wenn Sie Führungskraft sind, dann interessiert Sie sicher mein Artikel: „Führt schlechte Führung zu Burnout?“

Herzlichst Ihr

AK

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Quelle:
André Kellner (2015): Das 7+7 gesunder Führung – Psychologisierung von Führungskräften als BGM Maßnahme. Erschienen in „Wirtschaftsfaktor Gesundheit: Wie Ihr Unternehmen durch Corporate Health gesünder und leistungsfähiger wird.“
Hrsg. O. Foitzik.

Literatur
Antonovsky, A. (1997): Salutogenese: Zur Entmystifizierung der Gesundheit. dgvt. Tübingen

Arbeitskreis OPD, Herausgeber. (2006): Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik OPD-2, Bern: Verlag Hans Huber, Hogrefe AG

Brisch, K.H. (2010): Bindungsstörungen. Klett-Cotta. 9., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage.

Fröhlich-Gildhoff, K.; Rönnau-Böse, M. (2014): Resilienz. Stuttgart. UTB Verlag

Grawe, K. (2004) †: Neuropsychotherapie. Hogrefe

Polster, E. & M.(1983): Gestalttherapie. Theorie und Praxis der integrativen Gestalttherapie. Geist und Psyche. Fischer. Frankfurt a. M.

Reivich, K.; A. Shatté (2002): The resilience factor. Broadway Books, USA

Schore, A. N. (2007): Affektregulation und Reorganisation des Selbst. Klett-Cotta. Stuttgart.

Schore, A.N. (2012): Schaltstellen der Entwicklung. Klett-Cotta. Stuttgart.

Singer, T.; Bolz, M. (2013). Mitgefühl in Alltag und Forschung. Ebook, http://www.compassion-training.org/